Nebst konservativem Ansatz (Active Surveillance) bieten wir zur kurativen Behandlung folgende Optionen an: Die radikale retropubische Prostatektomie, die roboterassistierte laparoskopische Prostatektomie (RALP), die Low-Dose Rate (LDR)- Brachytherapie mit Iod-125 (Zusammenarbeit mit der Klinik für Radioonkologie des Kantonsspitals St.Gallen) sowie die externe Radiotherapie (Klinik für Radio-Onkologie des Kantonsspitals St.Gallen). Die für den Patienten mögliche Optionen werden ausführlich mit ihm besprochen.
Radikale Prostatektomie
Diese bewährte Operation wird an unserer Klinik seit vielen Jahren erfolgreich durchgeführt. Ziel ist die komplette Tumorentfernung bei lokalisierten Prostatakarzinomen bei bestmöglicher Erhaltung der Miktionskontrolle und erektilen Funktion.
Techniken:
Radikale retropubischen Prostatektomie (RRP): Der Eingriff kann in Vollnarkose oder Periduralanästhesie durchgeführt werden. Über eine mediane Laparotomie wird extraperitoneal zunächst in der Regel eine pelvine Lymphadenektomie sowie anschliessend die radikale Prostatektomie mit Entfernung der Samenblasen durchgeführt. Dabei ist die vollständige Entfernung des Karzinoms, welche teilweise mittels Schnellschnittuntersuchung gesichert wird, im Vordergrund. Entscheidend zur Sicherung der Kontinenz ist die maximale Schonung des Schliessmuskelaparates sowie dessen Innervation. Bei präoperativ guter erektiler Funktion und entsprechender Aufklärung des Patienten sowie fehlendem invasiven extraprostatischen Wachstum können die für die Erektion wichtigen Gefäss-Nerven-Bahnen durch eine sogenannte Nerve-sparing Technik möglichst geschont werden.
Roboterassistierte laparoskopische radikale Prostatektomie (RALP): Die Klinik für Urologie verfügt über eine ausgezeichnete Erfahrung und kann auf ein jahrelang eingespieltes Team zählen. Die RALP ist eine auf Basis des DaVinci®-Systems basierende Weiterentwicklung der konventionellen laparoskopischen Prostatektomie. Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Eine Stereo-Kamera sowie zwei bis drei Arbeitsinstrumente werden über laparoskopische Zugänge an Roboterarmen angeschlossen. Der Operateur sitzt an einer Steuerkonsole und kann mittels Telemonitoring bei zehn- bis zwölffacher Vergrösserung die Instrumente in 3D-Sicht steuern, wobei ein vorhandenes Zittern mittels Filter aus der Bewegung entfernt wird. Die Instrumente, welche verwendet werden, haben im Gegensatz zur konventionellen Laparoskopie die Freiheitsgrade eines Handgelenks. Dies zeigt sich besonders bei schwierigen Präparationen im engen Raum des kleinen Beckens sowie bei der Rekonstruktion (Anastomose von Blase und Urethra) als Vorteilhaft gegenüber der konventionellen Laparoskopie. Ein zusätzlicher Vorteil neben der Beweglichkeit ist die Übersetzung der Bewegung des Operateurs auf eine geringere Auslenkung des Instrumentes (bis 5:1). Der Zugang wird an unserer Klinik intraperitoneal durchgeführt. Die chirurgischen Grundprinzipien entsprechen ansonsten denjenigen der offenen Operation.
Resultate und Nebenwirkungen: Langzeitresultate bezüglich onkologischem Outcome zeigen bei lokalisiertem Prostatakarzinom ein biochemisch rezidivfreies Überleben von über 60% und ein tumorspezifisches Überleben von mehr als 90% im 10-Jahres-Follow-up. Langzeitnebenwirkungen betreffen vorwiegend die Harninkontinenz, welche definitionsabhängig 5-15 % der Patienten betrifft, sowie die erektile Dysfunktion.
Low-Dose-Rate (LDR)-Brachytherapie
Als erste Klinik in der Schweiz bieten wir diese Behandlung seit 2001 an. Seit 1.1.2005 wird die Brachytherapie von der Krankenkasse bezahlt. Die Klinik für Urologie des Kantonsspitals St.Gallen führt im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit ein gesamtschweizerisches Register zur Erfassung aller LDR Brachytherapien der Prostata in der Schweiz.
Für wen ist die Brachytherapie geeignet? Die Seed Implantation ist geeignet für Patienten mit einem Prostatakarzinom im Frühstadium. Das Karzinomgewebe muss auf die Prostatakapsel begrenzt sein, der PSA-Wert im Blut darf nicht über 10 (höheres Risiko 20) ug/l sein und das gesamte Prostatavolumen sollte unter 60ccm sein sowie der Gleason score in der Prostatabiopsie nicht über 6 (höheres Risiko 7). Bestehen relevante Miktionsbeschwerden oder Restharn ist die Brachytherapie im Allgemeinen nicht geeignet. Jeder Patient muss deshalb individuell beraten werden, ob eine Brachytherapie möglich und sinnvoll ist.
Technik und Operationsablauf: Bei dieser Behandlungsmethode werden millimeterkleine, schwach radioaktive Strahler, sogenannte Seeds, in die Prostata implantiert. Jedes Seed gibt eine bestimmte Strahlendosis an das umliegende Gewebe ab. Da die Seeds in definierten Abständen in die Prostata platziert werden, erhält das Organ genau die Strahlendosis, die für das Zerstören der Krebszellen erforderlich ist. Umliegendes Gewebe und Organe werden geschont, da die Strahlung unmittelbar in der Prostata wirkt. Der Eingriff wird in Narkose durchgeführt. Eine Ultraschallsonde wird in den Enddarm eingeführt, anschliessend wird die Prostata exakt ausgemessen und die Anzahl und Lage der Seeds berechnet. Diese werden über den Damm mittels speziellen Implantationsnadeln eingeführt. Unter Röntgen- und Ultraschallkontrolle wird die Platzierung der Seeds kontinuierlich überprüft. Da es sich um einen minimal invasiven Eingriff handelt, ist dieser für den Organismus nicht sehr belastend. Der Patient kann in der Regel am Tag nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen.
Resultate und Nebenwirkungen: Langzeitdaten (bis zu 15 Jahren) zeigen, dass die Behandlung des frühen Prostatakarzinoms mit Seed-Implantation zu vergleichbaren Erfolgsraten führt wie die radikale Prostatektomie. Die Nebenwirkungen der Brachytherapie sind bei Patienten ohne präoperative Symptomatik verhältnismässig gering. Unmittelbar nach dem Eingriff kann es jedoch zu meist kurzzeitigen Nebenwirkungen wie z.B. Schmerzen beim Wasserlassen oder erschwertem Wasserlassen kommen.